Wo sie ihn nur immer herbekommen?
Es werben mit ihm so stark die Werbeleute,
Bei 14 Grad fragt man sich da beklommen:
Wo bleibt denn deren Schnee bis heute?
Er wird zur Weihnacht kaum mehr kommen.
Der Petrus, der hat doch wohl ziemlich einen Fön.
So beten fest die Manager, und nicht nur die Frommen,
Denn ohne Schnee ist ja kein Ski-Ort wirklich schön.
Ein Schicki-Spezi sagt, er röche schon den Schnee.
Und reibt sich dabei verschmitzt die weiße Nase.
Er lobt auch den Afghanen über den grünen Klee,
Weil beim Schnupfen - da sei er ein alter Hase.
Bei ihm rieselt leise nur noch der Verstand,
Sein Schnee ist der, auf dem's laut Falco talwärts geht.
Cuba Libre kippt er dazu am Glühwein-Stand.
Und ist alsbald vom rosa Winde komplett verweht.
Ach lass doch deinen Schnee mal stehen!
Und komm jetzt endlich zur Besinnung!
Du wirst auch ohne Schnee bald sehen:
Ein Rausch ist keine Weihnachtsstimmung...
Montag, 23. Dezember 2013
Sonntag, 22. Dezember 2013
Smart X-Mas
Ich will wirklich kein Smartphone haben!
Also sollt ihr mir auch keines schenken.
Ist viel zu kompliziert für so'n alten Knaben
Da muss ich ja komplett anders denken
Also sollt ihr mir auch keines schenken.
Ist viel zu kompliziert für so'n alten Knaben
Da muss ich ja komplett anders denken
Nun sitz ich schon den ganzen Sonntag.
Meine Wurstfinger sind ja viel zu klamm
Ich kann nie so tippen, wie ich's mag.
Das Ding ich gleich in den Boden ramm!
Meine Wurstfinger sind ja viel zu klamm
Ich kann nie so tippen, wie ich's mag.
Das Ding ich gleich in den Boden ramm!
Ich habe es mir nun heimlich selbst gekauft.
Bin also auch schuld, wenn es nicht klappt.
Habe mir gerade das letzte Haar ausgerauft
Und die Leitung wurde schon längst gekappt.
Bin also auch schuld, wenn es nicht klappt.
Habe mir gerade das letzte Haar ausgerauft
Und die Leitung wurde schon längst gekappt.
Weil ich für diese Zeile fast eine Stunde brauche.
Und meinen Text beim TIppen schon vergesse .
Blogs so zu verfassen, ist so ein Geschlauche
Jetzt ist Schluss. Wie mich das nervt - meine Fresse!
Und meinen Text beim TIppen schon vergesse .
Blogs so zu verfassen, ist so ein Geschlauche
Jetzt ist Schluss. Wie mich das nervt - meine Fresse!
(Mit meinem Galaxy S4 gepostet - hihi)
Samstag, 21. Dezember 2013
Glotzen-Weihnacht
Es ist Samstag vor dem vierten Advent:
Gibt's denn keinen Kitschfilm im TV?
Wie einem die Zeit nur so von dannen rennt!
Tut mir leid, ich weiß es nicht genau.
Schau doch mal nach - im neuen Programm!
Das ist doch wirklich nicht zu schwer.
Und mach nicht immer so'n Tamtam:
Zum Lesen hab' ich ja auch nichts mehr.
Mission Impossible mit schön vielen Leichen!
Oder vier "Die Hard" gleich auf einmal
Ach lass uns dann doch auf BR3 ausweichen.
Da lebt der James Bond immerhin nur zweimal.
Gab es nicht genau die auch im letzten Jahr?
Ohne Tote wär' heut nur das Spiel vom FC Bayern.
Ah, du willst mal wieder Fußball, ist doch klar!
Haben die denn noch nicht genug zu Feiern?
Du weißt, ich schau nur Filme, die gut ausgehen.
Und ja nichts mit Krankheiten oder ohne Liebe.
Du hast ja alle Weihnachtsfilme schon gesehen.
Ich wüsste nicht, was da dann noch übrig bliebe.
War da nicht noch einer mit dem Richard Gere?
Wir können uns doch auch den mit Clooney geben.
Also nur um die schönsten Männer geht es dir?
Wo du doch mich hast für's ganze Leben...
Wieso überhaupt heute in die Glotze gucken?
Wie wär's mit Zweisamkeit allein im Kerzenlicht?
Ich sehe bei ihr nur noch ein Achselzucken,
Und leise hör'ich: der ist wohl nicht ganz dicht!
Gibt's denn keinen Kitschfilm im TV?
Wie einem die Zeit nur so von dannen rennt!
Tut mir leid, ich weiß es nicht genau.
Schau doch mal nach - im neuen Programm!
Das ist doch wirklich nicht zu schwer.
Und mach nicht immer so'n Tamtam:
Zum Lesen hab' ich ja auch nichts mehr.
Mission Impossible mit schön vielen Leichen!
Oder vier "Die Hard" gleich auf einmal
Ach lass uns dann doch auf BR3 ausweichen.
Da lebt der James Bond immerhin nur zweimal.
Gab es nicht genau die auch im letzten Jahr?
Ohne Tote wär' heut nur das Spiel vom FC Bayern.
Ah, du willst mal wieder Fußball, ist doch klar!
Haben die denn noch nicht genug zu Feiern?
Du weißt, ich schau nur Filme, die gut ausgehen.
Und ja nichts mit Krankheiten oder ohne Liebe.
Du hast ja alle Weihnachtsfilme schon gesehen.
Ich wüsste nicht, was da dann noch übrig bliebe.
War da nicht noch einer mit dem Richard Gere?
Wir können uns doch auch den mit Clooney geben.
Also nur um die schönsten Männer geht es dir?
Wo du doch mich hast für's ganze Leben...
Wieso überhaupt heute in die Glotze gucken?
Wie wär's mit Zweisamkeit allein im Kerzenlicht?
Ich sehe bei ihr nur noch ein Achselzucken,
Und leise hör'ich: der ist wohl nicht ganz dicht!
Freitag, 20. Dezember 2013
Mutter ist ja doch die Beste
Wochenlang hörst du nichts von den Blagen.
Denen wird ja wohl nichts passiert sein...?
Mit i-pad und Smarts hagelt es nun Fragen:
Mutti kannst du nun auch mal für mich da sein?
Ja, natürlich, ich bin doch immer für dich bereit!
Wie ging das noch mal mit der Weihnachtssuppe?
Bauchfleisch und Erbswurst - aber passier sie gescheit!
Ach wie sie gemacht wird, ist mir doch schnuppe.
Ich dachte, du kommst und kochst sie hier bei mir.
Deine Suppe ist doch seit eh und je die allerbeste.
Ich leiste dir Gesellschaft bei einem kalten Bier,
Und ich kümmere mich ja auch um meine Gäste.
Ja klar, ich bleibe dann wieder mal still in der Küche,
Damit Mutti bloß nicht deine tolle Christ-Party stört.
Aber entschuldige dann bitte auch meine stillen Flüche.
Wenn du wieder angibst, es sei dein Rezept. Unerhört!
Denen wird ja wohl nichts passiert sein...?
Mit i-pad und Smarts hagelt es nun Fragen:
Mutti kannst du nun auch mal für mich da sein?
Ja, natürlich, ich bin doch immer für dich bereit!
Wie ging das noch mal mit der Weihnachtssuppe?
Bauchfleisch und Erbswurst - aber passier sie gescheit!
Ach wie sie gemacht wird, ist mir doch schnuppe.
Ich dachte, du kommst und kochst sie hier bei mir.
Deine Suppe ist doch seit eh und je die allerbeste.
Ich leiste dir Gesellschaft bei einem kalten Bier,
Und ich kümmere mich ja auch um meine Gäste.
Ja klar, ich bleibe dann wieder mal still in der Küche,
Damit Mutti bloß nicht deine tolle Christ-Party stört.
Aber entschuldige dann bitte auch meine stillen Flüche.
Wenn du wieder angibst, es sei dein Rezept. Unerhört!
Donnerstag, 19. Dezember 2013
Verpackungskünstler
Ich schenke ja nichts,
aber ich meine ja nur.
Ach wäre ich doch ein
Künstler wie Christo.
Ich nähme nur ein Buntpapier und ne tolle Schnur.
Dann wäre es gleich große Kunst – das ist so!
Ich verpacke ja Nichts,
und das wäre allein schon neu.
Die Gedanken, die im
Paket sind, auf die kommt es an.
Wieso sind alle
Kritiker nur so feige und wohl scheu.
Wo ich doch der bin,
der Nichts so gut verpacken kann?
Stattdessen lacht
sie auch noch über mich - die Kunstwelt.
Weil mir das Papier
nie reicht und die Schleife verknittert.
Ich hätte – so meinen die Experten - das Nichts entstellt.
Dieses Urteil macht
mich seit Jahren ganz verbittert.
Seht ihr nicht das
Individuelle meiner Weihnachtspakete?
Diesen substanziell
gewordenen Hauch von wahrer Ärmlichkeit?
Mein Ruhm wird schon
noch aufrauschen wie eine Rakete:
Als d e r Verpackungskünstler
des Nichts weit vor der Zeit
Mittwoch, 18. Dezember 2013
Bilanz des Einzelhandels
Von drauß’ vom
Karstadt komm’ ich her.
Ich muss Euch sagen,
da weihnachtet nix mehr.
All überall zu den
Frequenz-Spitzen
Sehe ich nur noch
Kassiererinnen* schwitzen.
Still und starr ist
die Bilanz, wie ich seh’.
Nur leise rieselt
der Mammon? – Ach je!
Auch nicht ein Bonus
mehr kummt.
Weil da selbst ja
die Werbung verstummt.
Aber bald ist
heilige Nacht,
Schar der Drohnen da
erwacht.
Auch nicht ein
lieblicher Schein,
Kommt da noch in die Kasse hinein.
Alles wartet, bis es
vollbracht,
Denn nach der
heiligen Nacht
Ist Ausverkauf, und
nix mehr online.
Ja dann purzeln die
Preise gar fein
*natürlich zu
Mindestlohn
Dienstag, 17. Dezember 2013
Ein fatales Missverständnis
An der Ecke Friedrichstraße
vor’m Haus der Knappschaft,
Müht sich ein
Weihnachtsmann mit Paketen beladen dahin.
Um genau zu sein, er
stolpert fast blind durch die Landschaft.
Dass ihm endlich
jemand hülfe, danach steht ihm der Sinn.
Weil der Rotweiße
seine Brille daheim vergessen hat,
bleibt er an einem
Wesen mit roter Nase hängen,
Auf dass es ihm Last
abnehme und schleppe an seiner statt.
Aber das reißt sich unwirsch
gleich aus seinen Fängen.
„Ich bin jetzt
Rentier und muss nie mehr schleppen!“
Rote Nase und
Rentier? Dann bist du wohl der Rudolf?
„Du Weihnachtsmann
hältst mich wohl für einen Deppen!
Wenn ich überhaupt noch
was tu, dann spiel ich Golf!“
Der Weihnachtsmann springt
Rudolf ins Genick.
Dass der nur zwei
Beine hat, bringt Santa nicht ins
Grübeln
Er jagt ihn Fersen
gebend über die Straße mit Geschick,
Doch der wird ihm
die Tour schon dort verübeln.
Er bäumt sich drüben
auf zum schroffen Halt,
Und wirft ihn ab - seinen
zottelbärtigen Reiter
Direkt vor dem Schild
der Renten-Anstalt
„Rentner bin ich und
kein Rentier“, schreit er...Montag, 16. Dezember 2013
Augen auf beim Baumkauf!
Also gut, das wissen
wir und sind ganz frei:
Weihnachtsbäume zu
kaufen, ist keine Sünde
Die Umwelt und die Bäume leiden nicht dabei.
Wär’ also kein Akt,
wenn da nicht die Frage stünde:
Was für einen kaufen
wir denn bloß?
Schlagen wir ihn
selbst im finstren Tann?
Reißen der Natur ihn
aus dem Schoß?
Nehmen wir Fichte,
Kiefer oder Nordmann?
Aus artgerechter
Bodenhaltung mit Auslauf?
Oder aus einer Quick-Kultur
wie ein Gemüse?
Das Timing ist auch
ein Problem beim Kauf.
Da geht einem doch
ganz schön die Düse…
Ich will einen
Großen, sie nur einen kleinen.
Sie bloß kein
Lametta, ich einen voll behängten,
Ich einen bäuerlich Groben,
sie einen edlen Feinen.
Im Streit als bald
sind wir die Gekränkten.
Dabei müsste doch
der Baum beleidigt sein.
Geschlagen, um für wenige,
glänzende Augenblicke
Noch auf zu blühen
im stillen Kerzenschein.
Nadelnd und darob verflucht, hackt man ihn in Stücke…
Sonntag, 15. Dezember 2013
Klima-Gipfel
Jeder Betrieb selbst
wenn’s Klima klemmt,
Macht jetzt noch eine
Feier im Advent.
Damit die lieben Kolleginnen
und Kollegen
Sich auch mal aufeinander
zu bewegen.
Im Idealfall sind
das Essen und die Reden kurz
Und finden während
der Arbeitszeit statt.
Sonst kümmert’s die
Belegschaft einen Furz.
Denn die meisten
haben solche Feiern satt.
Doch viel öfter
fließt der Alkohol in Strömen
Und es kommt
gänzlich zum Verfall der Bräuche.
Im Kopierraum hört
man die Bürokraft stöhnen,
Aber bestimmt nicht
wegen zu voller Bäuche…
Selten führt das
Stöhnen jedoch zu höheren Löhnen.
Chefs werden im
Weihnachtsrausch partiell dement
Und lassen sich halt
einmal umsonst verwöhnen.
So ist das eben beim Klima-Gipfel im Advent…
Samstag, 14. Dezember 2013
Wein-Nacht
Ist das nicht
wahrhaft zum Weinen?
Zwei Monate wird feste
zum Fest geworben.
Hin auf den heiligen
Abend, den einen.
Da ist einem die
Laune ja schon verdorben!
Zwei Monate rieselt laut
der Schnee,
Der Heiligabend dann
meist fehlt
Letzte Engel, die im
Regal ich seh’
Schau’n schon wieder
ganz gequält,
Weil Osterhasen sie bereits
verdrängen
Und im Baum Transformers hängen
Immerzu das große Getrommel
all überall
Angesagt sind doch Stille
und Besinnlichkeit
Was wäre, wenn auch
er käme mit Krawall
Unser so vielfach
besungener Herr der Herrlichkeit
Ein Rat, für den,
der da nicht mehr mitmacht:
Greif dir ein Fläschchen
vom besten Roten
Und mach die
Weihnacht zur Wein-Nacht
Das scheint in aller „Stille“ durchaus geboten
Freitag, 13. Dezember 2013
Verwirrung
Diesmal schenken wir uns
nichts, sagt meine Frau.
Du schenkst mir nix, ich
schenk dir nix!
Eine klitzekleine
Kleinigkeit hat sie, ich weiß es genau.
Hat sie was, dann hab ich
ja auch was ganz fix.
Ich kenn das ja seit
Jahren und packe ein großes Paket
Mit nichts drin, damit
ihr mich auch recht versteht
Nur so um ganz sicher zu
gehen für alle Fälle,
Denn sie verschenkt ja zu
gern so auf die Schnelle
Ich freu’ mich schon auf
ihr enttäuschtes Gesicht.
Wenn sie das Paket
aufreißt und es ist ganz leer.
Da ist doch nichts drin,
das gefällt ihr ja gar nicht.
Weißt du, sag ich, nix zu
finden, war zu schwer…
Donnerstag, 12. Dezember 2013
Sentimental Journey
Was verleitet Weihnachtsmarkt-Menschen nur,
Ihr Verhalten dermaßen zu verschwülen?
Als ginge es um eine besonders teure Kur
Zum Verschmalzen von verlor'nen Gefühlen
Vor allem die von draußen - zu erkennen an ihrer Landhauskluft -
Scheint's vor nix zu grausen und rennen gleich zu jedem Duft,
Um sich die Bäuche voll zu schlagen mit Zeugs, das sie als Gourmets
Sonst nur gerade so vertragen - aber mit Alka-Seltzer gehts
Ein Sentimental Journey, der nur so lange dauert,
Bis die Seele nach etwas Stärkerem verlangt,
Weil nach Neujahr Ödnis wieder auf sie lauert
Und sie's vor'm tiefen Loch auf's Neue bangt
Ihr Verhalten dermaßen zu verschwülen?
Als ginge es um eine besonders teure Kur
Zum Verschmalzen von verlor'nen Gefühlen
Vor allem die von draußen - zu erkennen an ihrer Landhauskluft -
Scheint's vor nix zu grausen und rennen gleich zu jedem Duft,
Um sich die Bäuche voll zu schlagen mit Zeugs, das sie als Gourmets
Sonst nur gerade so vertragen - aber mit Alka-Seltzer gehts
Ein Sentimental Journey, der nur so lange dauert,
Bis die Seele nach etwas Stärkerem verlangt,
Weil nach Neujahr Ödnis wieder auf sie lauert
Und sie's vor'm tiefen Loch auf's Neue bangt
Mittwoch, 11. Dezember 2013
Montag, 9. Dezember 2013
Der Geist der künftigen Weihnacht
Aus dem Online-Lager
komme ich her
Es weihnachtet arg
ja wirklich schon
Bestellt eure
Päckchen nicht zu schwer
Denn es kommt eine
Drohne von Amazon
Bleibt nur bequem im
Sessel sitzen
Wir erhöhen noch die
Fron
Und lassen zum
Hungerlohn schwitzen
Morituri salutant - Sklaven
von Amazon!
Das ist der Geist
der künftigen Weihnacht
Wir schuften und
können uns nichts leisten
Ihr lebt in Prunk, entfaltet
protzig Pracht
Und spendet dann aber auch am meisten
Sonntag, 8. Dezember 2013
Rituale
An
Nikolaus gingen wir morgens aus dem Haus
Aufgeregt
den langen Weg zur Schule
Im
Unterricht hielt es kaum einer aus
Dann
rasten wir heim mit lautem Gejohle
Die
Teller und Stiefel waren irgendwo versteckt
Aber
gefunden wurden sie nach kurzem Suchen
Zwar
hatte Mutter das stets aufs Neue ausgeheckt
Aber
wir erschnupperten eben ihre Pfefferkuchen
Auf
einmal dann war es mit dem Suchen aus
Wir
waren ihr da auch schon viel zu groß
Für
diese kindischen Riten zum Nikolaus
Das
war aber ihre eigene Stimmung bloß
Wir
hätten ewig nach ihren Keksen suchen können
Denn
allein die Erwartung war ja schon so schön
Die
wollten wir auch unseren Kindern immer gönnen
Aber
wir begannen dann, es auch selbst zu
versteh’n:
Wenn
Kinder zu groß werden für so ein Ritual
Wird
das eigene Älterwerden schon zur Qual
Samstag, 7. Dezember 2013
Verhältnismäßig
Ein Bild erzählt
mehr als tausend Worte
- aber nur wenn letztere eine schlechte Erzählung
ergeben
Der Augenblick des
Betrachtens ist nichts im Verhältnis zum Entstehen eines Bildes
An einem
Fernsehabend sterben zur Unterhaltung weltweit mehr Menschen im TV als Soldaten
in allen Kriegen der realen
Weltgeschichte
Der Geizige feiert
den zweiten Advent, indem er sich mit einer Kerze vor den Spiegel stellt
Der große Geber
setzt seine Spenden von der Steuer ab
Wieso kamen drei
Könige zur Geburt nach Bethlehem, aber keiner zur Kreuzigung Jesu nach
Jerusalem?
Braucht Deutschland
eine Bank, die einfach so weiter macht? Besser, wir deutschen Steuerzahler hätten
jedem Erdenbürger einen Euro in die Hand gedrückt, als die 8,2 Milliarden zur
Rettung der Commerzbank auszugeben
20 Dollar pro Kopf
der Weltbevölkerung geben allein die USA zur Vernichtung von Lebensmitteln aus
Freitag, 6. Dezember 2013
Schuldgefühle
Ist es so, dass sich Frieden nur noch jener schafft, der weg sieht?
Sind wir nur froh
hernieden, wenn des Bösen Kraft an uns vorbei zieht?
Die stille Zeit ist
nur scheinbar still.
Sein Wille ist
gefeit, s e i n zu sein wenn E r es
will.
Aber reicht dann
Gottes Geduld? Gibt es ihn überhaupt?
Dann gäbe der Mensch
leicht ihm die Schuld,
Denn schließlich hat
der ja an I h n geglaubt…
Donnerstag, 5. Dezember 2013
Frauenquote?
In der Krippe war’s
ein Knabe, das ist klar.
Was aber war dann
geschehen?
Der kleine Junge,
der er einmal war,
Den haben die drei
Könige noch gesehen.
Was er als Mann an
Wundern so vollbrachte.
Steht ja lang und
breit im Buch der Bücher.
Aber woran keiner
jemals bei ihm dachte,
War sein Geschlecht,
davor war’n immer Tücher.
Jesulein, Jesus
Christus - ermordet als Gottes Sohn.
Aber wieso und wie
wurde aus ihm das Christkind?
Ein jungfräuliches
Mädchen – was für ein Hohn –
„Kommt jetzt nieder“
vom Himmel hoch geschwind…
Vermutlich ein
Replacement-Engel für alle Fälle.
Wieso war und ist
das nicht die reinste Blasphemie?
Dass der Heiland
Transgender war, verrät ja keine Quelle.
Und von
Christkindl-Märkten war auch die Kunde nie
Mittwoch, 4. Dezember 2013
Spenden-Marathon
Wieso fangt
Ihr erst immer dann zu spenden an,
Wenn Weihnachten vor der Tür steht?
In der
stillen Zeit schreit doch meist nur laut voran,
Wem sonst
alles leicht am Arsch vorbei geht…
Als ob Krieg,
Hunger, Durst und Wohnungsnot
Nicht alle
Tage weltweit Opfer fordern.
Kerzenlicht
und Glimmer-Kitsch steigern das Gebot,
Doch erst, wenn Promis es im Fernsehn
ordern.
Als gälte es,
das satt gefressene Gewissen
Mit Spenden
einmalig im Konsum noch zu befrieden.
Doch das reicht nicht für ein sanftes Ruhekissen.
Im Himmel
nicht - erst recht nicht hier hernieden.
Ein Quantum
Mitleid wollt ihr Spenden!
In einem
Marathon, weil’’s dann nach mehr klingt!
Sieht keine
Seele das denn mit Befremden?
Ob’ stetes,
stilles Spenden da nicht mehr bringt?
Doch erst, wenn Promis es im Fernsehn ordern.
Dienstag, 3. Dezember 2013
Mei, der Glühwein!
Er
hat sie vorher ja gar net kennt…
Der
Sod noch in seiner Kehle brennt.
Er hat do eh scho arg verpennt.
Sie
mit am hochg’rutschtn Hemd
Schaugt
bläd, wira von dannen rennt…
Er
hört grad no, wias leise flennt:
Montag, 2. Dezember 2013
Ein Gefühl wie Weihnachten?
Erinnert
Ihr Euch an frühere Feste?
Da
waren Geschenke nie das Beste,
Sondern
wahre und echte Gefühle
Ganz
ohne Gabentisch-Gewühle.
Macht
die Augen zu und denkt nach!
Was
ist in der Erinnerung noch wach?
Spielzeug
hielt nicht länger als der Traum
vom
Haben. Wie andre Gaben unterm Baum:
Schmuck
und Gold lagen dort und strahlten.
Die
Ewigkeit für die, die das bezahlten,
War
ja meist kürzer als jene sich vorher dachten.
Undank - auch das ist ein Geist von Weihnachten…
Also
– was wirkt nach im Blick zurück?
Die
Liebe und die stillen Momente im Glück,
Die
kostbare Zeit, für und miteinander da zu sein
Echte Gefühle – auch ohne
Kitsch und KerzenscheinSonntag, 1. Dezember 2013
1. Advent
Wenn
Kaufrausch keine Kompromisse kennt,
Wenn
Konsum das letzte Geld verbrennt,
Dann
sind wir wieder im Advent
Wenn
die stille Zeit laut wird, und man schreit,
Wenn
Glühwein so riecht, wie einer ihn speit:
Ja,
dann ist Weihnachten nicht mehr weit
Wenn
Weihnachts-Märkte Rummelplätze sind
Wenn
ich wieder mal nix zum Verschenken find’
Montag, 25. November 2013
Wie es hier weiter geht
Liebe Leser!
Im Januar werde ich hier mit dem portionsweisen Posten meines dritten Romans beginnen. Die am Bildschirm zu lesenden "Riemen" werden nicht mehr ganz so lang sein wie bei den Passionen, weil diese Erzählung nicht so arg durch Kapitel strukturiert ist.
"Strohfeuer" - so der Titel - behandelt die Liebesbeziehung zwischen einem außergewöhnlich rüstigen 75jährigen und einer genialen, aber etwas blaustrümpfigen Studentin, die fünfzig Jahre jünger ist. Das vor dem Hintergrund einer Familien-Historie, die sich posthum in Spekulationen verliert. Dabei geht es weniger um menschliche Abgründe als vielmehr um die Verformungen von Charakteren in seelischen Ausnahmezuständen.
Mitten drin als Chronist im vielschichtigen Ränkespiel wieder einmal der Euch nun hinlänglich bekannte Johannes Goerz...
In der Vorweihnachtszeit werde ich dem Wunsch einer leider sehr früh verstorbenen Mitarbeiterin von mir nachkommen, die mich vor nunmehr drei Jahrzehnten aufgefordert hatte, meinem Reporter-Realismus einmal Poesie und Lyrik entgegen zu stellen.
Also werde ich einen textlichen Adventskalender versuchen, bei dem ich täglich probiere ein Fenster zu Euren Herzen zu öffnen. Dadurch nehme ich zwar in kauf, grandios zu scheitern, aber ich hab es nach all der Zeit wenigstens versucht.
Am 1. Dezember geht es los.
Im Januar werde ich hier mit dem portionsweisen Posten meines dritten Romans beginnen. Die am Bildschirm zu lesenden "Riemen" werden nicht mehr ganz so lang sein wie bei den Passionen, weil diese Erzählung nicht so arg durch Kapitel strukturiert ist.
"Strohfeuer" - so der Titel - behandelt die Liebesbeziehung zwischen einem außergewöhnlich rüstigen 75jährigen und einer genialen, aber etwas blaustrümpfigen Studentin, die fünfzig Jahre jünger ist. Das vor dem Hintergrund einer Familien-Historie, die sich posthum in Spekulationen verliert. Dabei geht es weniger um menschliche Abgründe als vielmehr um die Verformungen von Charakteren in seelischen Ausnahmezuständen.
Mitten drin als Chronist im vielschichtigen Ränkespiel wieder einmal der Euch nun hinlänglich bekannte Johannes Goerz...
In der Vorweihnachtszeit werde ich dem Wunsch einer leider sehr früh verstorbenen Mitarbeiterin von mir nachkommen, die mich vor nunmehr drei Jahrzehnten aufgefordert hatte, meinem Reporter-Realismus einmal Poesie und Lyrik entgegen zu stellen.
Also werde ich einen textlichen Adventskalender versuchen, bei dem ich täglich probiere ein Fenster zu Euren Herzen zu öffnen. Dadurch nehme ich zwar in kauf, grandios zu scheitern, aber ich hab es nach all der Zeit wenigstens versucht.
Am 1. Dezember geht es los.
Sonntag, 17. November 2013
Hintergründe zu "Passionen des Johannes"
Jetzt kommen wieder die Fragen "bist du das?", "sind das echte Erlebnisse?", "warst du da überall?"...
Deshalb hier jetzt ein paar erläuternde Informationen:
Ziel war es einen Entwicklungsroman über eine Figur zu verfassen, die die 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland aus verschiedensten persönlichen Blickwinkeln zum Teil sehr hautnah mit erlebt. Immerhin ist das eine historisch einmalige Zeitspanne ohne Krieg auf eigenem Boden gewesen.
Ein literarischer Versuch war es, das Buch aus abgeschlossenen Einzelgeschichten so zusammen zu stellen, dass sie in beliebiger Reihenfolge zu lesen wären. Dass sie sich dennoch so verzahnt haben, liegt wohl daran, dass ich den Reporter bei dieser Art zu Schreiben nicht ganz aus mir herausbekommen habe.
Der Held trägt den Namen meines Großvaters mütterlicherseits als Hommage an einen Mann, der meine Kindheit sehr geprägt hat. Ich habe Johannes mit 90 Prozent meiner Erlebnisse und 10 Prozent meiner Phantasie ausgestattet. Was die Weibergeschichten angeht, war er jedoch deutlich aktiver. Auch bin ich nicht von meiner sehr toleranten Frau, die mir mein wildes Reporter-Leben erst ermöglichte, geschieden. Und um nichts in der Welt hätte ich meine beiden Kinder je im Stich gelassen - wie das viele meiner Kollegen geglaubt haben, ihrem Job schuldig zu sein..
Die Personen der diversen Handlungen sind verfälschte wahre Existenzen. Da ich Namedropping und Angebereien, wen man alles kennt, zutiefst verabscheue, habe ich mit Ausnahme des Bürgermeisters von Shanghai alle Namen geändert. Um ein Beispiel zu geben und doch noch ein wenig anzugeben: Johannes hat nur Richard von Weizsäcker getroffen, während ich auch mit dem Bundespräsidenten Scheel, Carstens und Herzog zu tun hatte. Aus der Hand des Letzteren erhielt ich in der Villa Hammerschmidt sogar eine Auszeichnung...
Jojo existierte tatsächlich unter seinem wahren Namen - dem eines spanischen Granden (wie bei vielen aus der philippinischen Oberschicht) - und er begleitete mich auch auf meiner zweiten Reise während des letzten "Wahlkampfes" der Ära Ferdinand Marcos. Aber er war weder Transgender, noch schwul. Das ist eine kleine Rache an ihm, weil er mich vor Einheimischen in der Landessprache Tagalog süß lächelnd gerne mit Schatzi ansprach... Dadurch hat er mich überhaupt erst auf die Idee für diese Figur gebracht. Das nicht ungefährliche Gespräch mit dem Innenminister über das straußsche Pistolen-Geschenk an Marcos hat übrigens tatsächlich so stattgefunden.
Thora hat unter ihrem Allerwelts-Familiennamen und natürlich einem anderen Vornamen zu den Weltklasse-Fotografinnen der 1970er gehört. Der Schmerz, dass ich ihr letztlich nicht helfen konnte, sitzt immer noch tief. Damit sie nicht in Vergessenheit gerät, habe ich unsere tatsächliche Geschichte hier Johannes aufgebürdet.
Die Klassenkameraden und ihre Lebensumstände haben als Typen - wie beschrieben - existiert. Nur habe ich ihre späteren Lebensläufe dramatisch verändert. Gaby hat mir allerdings tatsächlich die Erkenntnis vermittelt, dass das sanfte Streicheln ihrer Unterarme mit den Fingerkuppen bei fast allen Frauen später ein wirklicher Ankommer war.
Schuster Sanders war - wie Johannes zugeschrieben - eine prägende Figur meiner Kindheit in Hamburg.
Dr. Mausele hat mir zwar das Leben gerettet, aber mir natürlich in Wirklichkeit nichts hinterlassen. - Und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich seinem Andenken mit den erfundenen Verstrickungen in die "Dienste" in irgend einer Art gerecht werde...
Ronny ist das Konglomerat aus diversen, existiert habenden DDR-Kollegen. Einem davon hatte ich es wohl zu verdanken, dass ich nie in die DDR einreisen durfte. Seine begleitende Rolle in dieser Geschichte ist komplett erfunden. Auch das Handball-Turnier in Kolin habe ich mir ausgedacht, nicht aber die halbnackte Begegnung mit den Handballerinnen im Schlafraum des Eisstadions. Sie fand aber deutlich vor dem Prager Frühling statt.
Tobi hat mir die Geschichte von der Bestattungs-Zeremonie seines Bruders an einem Lagerfeuer in der Nähe des JimJim-Billabongs im Kakadu-Nationalpark erzählt. Zu der Feier hätte der tatsächliche Clan-Chef allerdings einen Weißen niemals eingeladen.
Jack ist eigentlich eine legendäre Figur des australischen Dichters Jack Davis und wird in dessen "The Black Poems" besungen. Während meines Aufenthaltes auf Kangaroo Island arbeitete dort ein weißer Park-Ranger mit Vornamen Jack, der das Spurenlesen (blacktracking) bei den Aboriginals erlernt hatte und deshalb von allen Insulanern so genannt wurde. Den Plot habe ich aus drei Kriminal-Fällen, von denen er mir erzählt hat, zusammengebastelt. Lobster-Monster Alf Ramsey - wenn er denn noch lebt - würde sich sicher freuen, ein Held dieser Erzählung zu sein.
Ed ist unter einem anderen bürgerlichen Namen der wahre Partner des legendären Serpico beim NYPD gewesen. Allerdings habe ich mit ihm nicht die Nacht auf Streife in der Lower Eastside verbracht, sondern das war ein amerikanischer Fotograf in meinem Auftrag. Ich lernte Ed erst danach auf einer "Party" in seiner Zweit-Heimat Oberbayern kennen. Der Carnival auf Trinidad war unsere einzige gemeinsame Reportage deren Begleitumstände von Johannes eins zu eins nacherlebt wurden. Ed (jetzt in den 80ern) bombardiert mich bis heute mindestens einmal pro Woche aus dem Internet mit seinem very strange sence of humor.
Den Hanegg-Schuss durfte ich unter Aufsicht bei Renn-Bedingungen tatsächlich für meine beinahe weltweit erschienene Playboy-Story "Zum Teufel mit dem Tod" befahren. Allerdings zehn Jahre bevor Bill Johnson das Lauberhorn-Rennen gewann. Die angegebene Spitzengeschwindigkeit von Johannes habe ich allerdings selbst noch nicht einmal auf dem untersten Teil der Mess-Strecke vom Kilometro Lanciato oberhalb von Cervinia erreicht (nachzulesen in meinem Buch "Abenteuer Skilauf - von Nansen bis Thöni").
Die Dramen der desperaten Damen werden, wenn mir die Zeit noch bleibt, in einem anderen Roman erörtert werden. Andeutungsweise werden sie sich hier schon - so sie den Blog besuchen - trotz der enorm verfälschten Charaktere erkannt haben.
Asta hat als Passion von Johannes in der Erzählung nur einen anderen Namen. In Wirklichkeit gehört sie wohl immer noch zu den intelligentesten Frauen auf diesem Planeten.
Sorry Daffi und Sefi, dass ich Euch so ein Mossad-Appeal verliehen habe. Ihr habt doch nur Euren Job gut machen wollen.
Die Masters Of The Universe Pete und Greg sind angelehnt an Spitzenmanager, die ich zwar beruflich traf, die aber so einem kleinen Licht wie mir nie ein Job-Angebot gemacht hätten. Solche Leute hassen Journalisten. Die Begebenheiten waren aber so ähnlich.
Egidius trägt die Züge des Pastors, der mich konfirmiert hat und später eine wichtige Persönlichkeit in der EKD war. Entschuldigung, dass ich beim Abendmal damals so gelacht habe! Der "Marabu" hat aber tatsächlich so geknirscht und gegurgelt. Allerdings habe ich ihn nach der Konfirmation auch nie mehr wieder gesehen.
Ob Boris - Onkel Boris - so oder anders hieß, ist letztlich egal, denn in Operationen hießen Leute seines Schlages, die ja zum Teil tatsächlich direkte Nachbarn in meiner Jugend waren, sowieso so, wie es der Anlass verlangte. Die Vorlage für Boris war allerdings wirklich derart schillernd, dass er eine Ausnahme darstellte. Ansonsten war die "dienstliche" Nachbarschaft aber vorsätzlich und unauffällig spießig. Nix 007 oder so...
Deshalb hier jetzt ein paar erläuternde Informationen:
Ziel war es einen Entwicklungsroman über eine Figur zu verfassen, die die 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland aus verschiedensten persönlichen Blickwinkeln zum Teil sehr hautnah mit erlebt. Immerhin ist das eine historisch einmalige Zeitspanne ohne Krieg auf eigenem Boden gewesen.
Ein literarischer Versuch war es, das Buch aus abgeschlossenen Einzelgeschichten so zusammen zu stellen, dass sie in beliebiger Reihenfolge zu lesen wären. Dass sie sich dennoch so verzahnt haben, liegt wohl daran, dass ich den Reporter bei dieser Art zu Schreiben nicht ganz aus mir herausbekommen habe.
Der Held trägt den Namen meines Großvaters mütterlicherseits als Hommage an einen Mann, der meine Kindheit sehr geprägt hat. Ich habe Johannes mit 90 Prozent meiner Erlebnisse und 10 Prozent meiner Phantasie ausgestattet. Was die Weibergeschichten angeht, war er jedoch deutlich aktiver. Auch bin ich nicht von meiner sehr toleranten Frau, die mir mein wildes Reporter-Leben erst ermöglichte, geschieden. Und um nichts in der Welt hätte ich meine beiden Kinder je im Stich gelassen - wie das viele meiner Kollegen geglaubt haben, ihrem Job schuldig zu sein..
Die Personen der diversen Handlungen sind verfälschte wahre Existenzen. Da ich Namedropping und Angebereien, wen man alles kennt, zutiefst verabscheue, habe ich mit Ausnahme des Bürgermeisters von Shanghai alle Namen geändert. Um ein Beispiel zu geben und doch noch ein wenig anzugeben: Johannes hat nur Richard von Weizsäcker getroffen, während ich auch mit dem Bundespräsidenten Scheel, Carstens und Herzog zu tun hatte. Aus der Hand des Letzteren erhielt ich in der Villa Hammerschmidt sogar eine Auszeichnung...
Jojo existierte tatsächlich unter seinem wahren Namen - dem eines spanischen Granden (wie bei vielen aus der philippinischen Oberschicht) - und er begleitete mich auch auf meiner zweiten Reise während des letzten "Wahlkampfes" der Ära Ferdinand Marcos. Aber er war weder Transgender, noch schwul. Das ist eine kleine Rache an ihm, weil er mich vor Einheimischen in der Landessprache Tagalog süß lächelnd gerne mit Schatzi ansprach... Dadurch hat er mich überhaupt erst auf die Idee für diese Figur gebracht. Das nicht ungefährliche Gespräch mit dem Innenminister über das straußsche Pistolen-Geschenk an Marcos hat übrigens tatsächlich so stattgefunden.
Thora hat unter ihrem Allerwelts-Familiennamen und natürlich einem anderen Vornamen zu den Weltklasse-Fotografinnen der 1970er gehört. Der Schmerz, dass ich ihr letztlich nicht helfen konnte, sitzt immer noch tief. Damit sie nicht in Vergessenheit gerät, habe ich unsere tatsächliche Geschichte hier Johannes aufgebürdet.
Die Klassenkameraden und ihre Lebensumstände haben als Typen - wie beschrieben - existiert. Nur habe ich ihre späteren Lebensläufe dramatisch verändert. Gaby hat mir allerdings tatsächlich die Erkenntnis vermittelt, dass das sanfte Streicheln ihrer Unterarme mit den Fingerkuppen bei fast allen Frauen später ein wirklicher Ankommer war.
Schuster Sanders war - wie Johannes zugeschrieben - eine prägende Figur meiner Kindheit in Hamburg.
Dr. Mausele hat mir zwar das Leben gerettet, aber mir natürlich in Wirklichkeit nichts hinterlassen. - Und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich seinem Andenken mit den erfundenen Verstrickungen in die "Dienste" in irgend einer Art gerecht werde...
Ronny ist das Konglomerat aus diversen, existiert habenden DDR-Kollegen. Einem davon hatte ich es wohl zu verdanken, dass ich nie in die DDR einreisen durfte. Seine begleitende Rolle in dieser Geschichte ist komplett erfunden. Auch das Handball-Turnier in Kolin habe ich mir ausgedacht, nicht aber die halbnackte Begegnung mit den Handballerinnen im Schlafraum des Eisstadions. Sie fand aber deutlich vor dem Prager Frühling statt.
Tobi hat mir die Geschichte von der Bestattungs-Zeremonie seines Bruders an einem Lagerfeuer in der Nähe des JimJim-Billabongs im Kakadu-Nationalpark erzählt. Zu der Feier hätte der tatsächliche Clan-Chef allerdings einen Weißen niemals eingeladen.
Jack ist eigentlich eine legendäre Figur des australischen Dichters Jack Davis und wird in dessen "The Black Poems" besungen. Während meines Aufenthaltes auf Kangaroo Island arbeitete dort ein weißer Park-Ranger mit Vornamen Jack, der das Spurenlesen (blacktracking) bei den Aboriginals erlernt hatte und deshalb von allen Insulanern so genannt wurde. Den Plot habe ich aus drei Kriminal-Fällen, von denen er mir erzählt hat, zusammengebastelt. Lobster-Monster Alf Ramsey - wenn er denn noch lebt - würde sich sicher freuen, ein Held dieser Erzählung zu sein.
Ed ist unter einem anderen bürgerlichen Namen der wahre Partner des legendären Serpico beim NYPD gewesen. Allerdings habe ich mit ihm nicht die Nacht auf Streife in der Lower Eastside verbracht, sondern das war ein amerikanischer Fotograf in meinem Auftrag. Ich lernte Ed erst danach auf einer "Party" in seiner Zweit-Heimat Oberbayern kennen. Der Carnival auf Trinidad war unsere einzige gemeinsame Reportage deren Begleitumstände von Johannes eins zu eins nacherlebt wurden. Ed (jetzt in den 80ern) bombardiert mich bis heute mindestens einmal pro Woche aus dem Internet mit seinem very strange sence of humor.
Den Hanegg-Schuss durfte ich unter Aufsicht bei Renn-Bedingungen tatsächlich für meine beinahe weltweit erschienene Playboy-Story "Zum Teufel mit dem Tod" befahren. Allerdings zehn Jahre bevor Bill Johnson das Lauberhorn-Rennen gewann. Die angegebene Spitzengeschwindigkeit von Johannes habe ich allerdings selbst noch nicht einmal auf dem untersten Teil der Mess-Strecke vom Kilometro Lanciato oberhalb von Cervinia erreicht (nachzulesen in meinem Buch "Abenteuer Skilauf - von Nansen bis Thöni").
Die Dramen der desperaten Damen werden, wenn mir die Zeit noch bleibt, in einem anderen Roman erörtert werden. Andeutungsweise werden sie sich hier schon - so sie den Blog besuchen - trotz der enorm verfälschten Charaktere erkannt haben.
Asta hat als Passion von Johannes in der Erzählung nur einen anderen Namen. In Wirklichkeit gehört sie wohl immer noch zu den intelligentesten Frauen auf diesem Planeten.
Sorry Daffi und Sefi, dass ich Euch so ein Mossad-Appeal verliehen habe. Ihr habt doch nur Euren Job gut machen wollen.
Die Masters Of The Universe Pete und Greg sind angelehnt an Spitzenmanager, die ich zwar beruflich traf, die aber so einem kleinen Licht wie mir nie ein Job-Angebot gemacht hätten. Solche Leute hassen Journalisten. Die Begebenheiten waren aber so ähnlich.
Egidius trägt die Züge des Pastors, der mich konfirmiert hat und später eine wichtige Persönlichkeit in der EKD war. Entschuldigung, dass ich beim Abendmal damals so gelacht habe! Der "Marabu" hat aber tatsächlich so geknirscht und gegurgelt. Allerdings habe ich ihn nach der Konfirmation auch nie mehr wieder gesehen.
Ob Boris - Onkel Boris - so oder anders hieß, ist letztlich egal, denn in Operationen hießen Leute seines Schlages, die ja zum Teil tatsächlich direkte Nachbarn in meiner Jugend waren, sowieso so, wie es der Anlass verlangte. Die Vorlage für Boris war allerdings wirklich derart schillernd, dass er eine Ausnahme darstellte. Ansonsten war die "dienstliche" Nachbarschaft aber vorsätzlich und unauffällig spießig. Nix 007 oder so...
Samstag, 16. November 2013
Das Legat
Johannes redete auch später nicht gerne über
die Zeit, bis er mit "L'Ultima" auf das vom Vollmond beschienene Meer
hinaus gefahren war. Er hatte sie verdrängt. Nur eines gestand er sich ein. Er
hätte sie weniger exzessiv verbracht, wenn er geahnt hätte, dass sein Leben
danach noch weiter gehen würde...
Natürlich war von vornherein klar gewesen,
dass der bis in die Planung seines Freitodes romantisierende Johannes auch
daran scheitern würde, diese Welt ein für alle Mal von seiner Gegenwart zu
befreien. Traurig, wenn es nicht so saukomisch rüber gekommen wäre!
Das Boot „L’Ultima“ war mit seinem betäubt
beduselten und mäßig diabetischen Skipper
trotz Langsamfahrt schon im ersten Morgengrauen in die größte
Finnwal-Population des zentralen Mittelmeers geraten. Die an Whalewatch-Boote
gewöhnten Tiere umkreisten das kleine Boot in Erwartung der üblichen
Leckereien, und als nichts kam, stupsten sie es so, dass der im Nirwana
duselnde Johannes seitlich in die Ablaufrinne der Selbstlenzung rutschte.
Sergio Anselmi, der begnadete Bootsbauer, der
diesen Prototypen einer sehr erfolgreichen Serie von Fischerbooten gebaut
hatte, war auf die Idee gekommen, ihn mit einigen Fähigkeiten für Alleinfahrer
auszustatten. Nicht nur, dass L'Ultima über von der Guardia Costiera kaum
auszumachende, nicht registrierte
PS-Kapazitäten verfügte. Um sie bei einer Spitzengeschwindigkeit von 20 Knoten
stabil im Gleiten zu halten, hatte das Boot am Heck kaum sichtbare Flabs in den
Rumpf eingebaut. Diese Flabs erfüllten noch eine zweite Funktion. Der Fischer
konnte, um die Hände für den Fang frei zu haben, das Boot in Fangfahrt durch
leichtes Verlagern des Gewichtes minuziös steuern. Genau das tat der
ohnmächtige Johannes. Indem er mit seinen 120 Kilo der Länge nach steuerbords
in der Ducht lag, lenkte er die Barca in eine geräumige Kreisfahrt nach
Backbord.
Das wiederum löste eine denkwürdige Abfolge
aus, die zu Johannes' "Errettung" führte. Immer mehr neugierige
Finnwale und Delphine folgten diesem Kreisverkehr, und da wir in modernen
Zeiten leben, hatten nicht wenige der Weibchen Transponder oder Microchips für
die Satellitenüberwachung ihrer Wanderungen an ihren Schwanzflossen. Drei
Stunden, nachdem das vom Ozeanografischen Institut organisierte Whalewatching
auf ihren Monitoren dieses recht seltsam anmutende Massenkreisen entdeckt
hatte, ging der große weißblaue Katamaran mit den Moby Dick Karrikaturen am
Rumpf bei L'Ultima längsseits. Einer der Studenten sprang an Bord, rüttelte an
Johannes, fand ihn lebend, weckte ihn mit eher unangemessen kräftigen Ohrfeigen
auf und ließ sich dann die Sache von einem Johannes in Trance mit einem
diabetischen Koma erklären.
Das war übrigens der Grund, weshalb die
Angelegenheit nur sehr lapidar im Logbuch des Whalewatchers auftauchte und
Johannes auch nicht vom Circolo Nautico getadelt wurde.
Als er am Vormittag des 1. Juli mit seiner
"L’Ultima" doch wieder in den kleinen Fischer-Hafen von San Lorenzo
einlief, hatte seine Geschichte wegen des intensiven morgendlichen Funkverkehrs
schon die Runde gemacht, und er hatte sich nach dem Festmachen auf dem Weg rund
um den Kai manch spöttischen Zuruf von seinen "Socii" gefallen lassen
müssen. Beim Vorbeigehen sah er, dass die kleine Barockkirche unweit des
Hafenbeckens offen stand, um für eine Hochzeit üppig mit Blumen dekoriert zu
werden.
Er schlüpfte hinein und tat, was Esther immer
zu tun pflegte. Er zündete für jedes Familien-Mitglied eine Kerze an. Und dann - das hatte er noch nie gemacht -
kniete er sich vor einem Seitenaltar auf die Bank. Was erwartete er? Er war auf
dem Wege, durch die Ereignisse ein sentimentaler Trottel zu werden. Das
erwartete er! Aber nein! - Wenn schon nicht die Erleuchtung - so kam doch ein
Frieden zu ihm, den er lange nicht mehr,
wenn überhaupt jemals, verspürt hatte. Es würde weitergehen...
Er würde weiter gehen müssen! Aber wie? Und
da war er gleich wieder: Der agnostische Zyniker. Die Versicherung hatte nur
einen Restwert für seinen zertöpperten Volvo angewiesen, der trotz zuzüglicher
Leihwagenpauschale bei seinen momentanen Wirtschaftsverhältnissen angesichts
des ja nicht geplanten "dritten Lebens" für einen neuen Wagen nicht
ausreichen würde. "Wegen der ungeklärten Schuldverhältnisse" wurden
Schmerzensgeld-Forderungen obendrein auch noch pauschal abgelehnt...
Was? Fing er da schon wieder an, sich zu
ärgern? Nein, sein neues Leben müsste zumindest von einem Leiden befreit sein -
dem Leiden an seiner eigenen Unzulänglichkeit. Er würde sich in Form eines
autogenen Trainings, immer wenn er Gefahr lief, vom Wege abzukommen, jenen
Frieden zu spüren geben, den er in der Kirche von San Lorenzo hatte erleben dürfen.
Sich Frieden zu schaffen, ist harte Arbeit,
die schmerzt. Johannes musste vor allem, was den Frieden mit seiner Familie
anging, durch eine schonungslose Läuterungsphase. Er lernte etwas, was er
bislang nur beruflich gekonnt hatte, nämlich auch im Privaten zu zuhören. Er
zog nach sehr sachlich vorgebrachten und manifestierten Voraussetzungen für ein
weiteres Zusammenleben wieder zu Esther ins Haus. Er hörte auf, seine Kinder zu
behandeln, als seien sie noch Kinder. Und
er zwang sich, sich selbst gegenüber einzugestehen, dass es mit seiner
"Wichtigkeit" nun absolut vorbei, dass dies aber kein wirklicher
Verlust sei.
Dazu gehörte, dass er lediglich noch zur
Kenntnis nahm, was aus dem ihn einst so beherrschendem Szenario des zweiten
Lebens nach seinem Austritt und den
Wiedereintritt ins dritte geworden war. Dass Peter Kühn sich nie mehr gemeldet
hatte, wertete er zusätzlich als Indiz dafür, dass er, Johannes, vielleicht
wirklich nicht mehr ganz bei sich selbst gewesen war.
Nichts hatte sich wirklich verändert. Als
erstes war Hartmut Geyer mit allen Ehren in den Ruhestand verabschiedet worden und
bekam sogar eine sehr gute Presse für sein Lebenswerk. Dem Vernehmen nach ist
er ohne Frau Grau, aber auch ohne Frau Geyer in ein Schlösschen an einen
österreichischen See gezogen.
Im Oktober war Heeremann einstimmig in seine
zweite Amtszeit als Präsident der "Latefundis" gewählt worden. Danach
gab es eine nur für Intimkenner möglicherweise als verhängnisvoll zusammenhängend
auszumachende plötzliche Folge von Todesfällen.
So wurde beispielsweise Boris Barylli
ertrunken in einem seiner Koy-Bassins aufgefunden. Bei der Obduktion fand sich
Marmorkleber in seiner Lunge. Was einen investigativen Run auf die Mutmaßlichen
CD-roms und DVDs mit potenziellem Erpressungsmaterial in seinem Nachlass
auslöste und in der Presse zu eilfertigen Spekulationen Anlass gab.
Wer dachte, da würde dann Ex-Senator Stefan
Berger-Steingräber wenigstens endlich aus Untersuchungshaft freikommen, sah
sich zunächst aber getäuscht. Was aber irgendwie auch verständlich war.
Infinitesimal davon ausgehend, dass Barylli tatsächlich große Teile der
Hamburger Oberschicht in der Hand gehabt hatte, konnte von der
Staatsanwaltschaft ja wohl keiner erwarten, dass sie nur partiell zugeben
würde, sie habe solches Material bereits
vorab gesichert.
Nach all den mutmaßlichen Ränkespielen im Vorfeld
verlief der Börsengang des Hamburger Hafens hanseatisch souverän und
unspektakulär. Die Renditeaussichten ordneten die Analysten als seriös ein, und
so pendelte sich die Aktie nach der Ausgabe stabil etwas über ihrem Ausgabewert
ein. Heuschrecken hatten wohl schon den Appetit verloren, als der Senat
Fischmarkt- und
Speicherstadt-Liegenschaften nicht in den Wert mit einbezogen.
Spekulanten auf schnelle, außergewöhnliche Kursgewinne bekamen zudem kalte
Füße, als die neuen Unternehmensziele der AG umrissen wurden. Es sollte mit dem
neuen Kapital weltweit in den Ankauf weiterer viel versprechender Hafenlogistik
investiert werden. Shareholder mit langem Atem waren gefragt. Und dann zog am
Horizont ökologisch verantwortlich für das Wattenmeer der Wunsch nach einem
Status als Weltkultur-Erbe wie Schönwetter-Nebel über die Elbmündung. Und
Konkurrenz gab es auf einmal auch noch im eingenen Land: Durch die Planung des
Jade-Weser-Tiefwasser-Seehafens…
Tragisch und irgendwie - wegen der darin
verborgenen Logik - dann doch wieder nicht kam Johannes das gewaltsame Ableben
von Gregory Rafferson vor. Immerhin im Gegensatz zu den anderen Verstorbenen
war der "Raffzahn" ja noch jung gewesen und konnte den Marathon unter
drei Stunden laufen.
Aber vor einem der zahlreich und täglich
operierenden Selbstmord-Attentäter in Bagdad hatte ihn das eben nicht bewahrt.
War er wirklich - wie es hieß - ein Kollateral-Opfer gewesen? Ein Autobomber
war in die so genannte "Gesicherte Zone" gerast. In diesem
Zusammenhang war von ausländischen Zivilpersonen einer Delegation die Rede
gewesen, die sich mit der Finanzierung des Wiederaufbaus befasst habe.
Der alte Johannes hätte versucht, heraus zu
finden, ob daran vielleicht auch eine Bank aus Riad beteiligt war. Der Johannes
von früher hätte auch überlegt, wieso die kleine Baufirma von "Il
Mulos" Cousin spurlos verschwunden war, als er sie nach einer Runde Golf
(dafür reichte das Geld nun bald auch nicht mehr) in Garlenda für einen
Höflichkeitsbesuch aufsuchen wollte.
Der restliche Johannes wollte keinerlei
Kalvarien-Stationen mehr. Er wollte sich ganz egoistisch auf ein gemeinsames
Weihnachtsfest mit seiner Familie in Ligurien freuen und sonst nichts. Das
hätte der Anfang für eine weitere "Weihnachtsgeschichte" werden können.
Aber um ganz präzise zu sein - es wurde wegen ihres amerikanisch-jüdischen
Hintergrundes eine "Chanukka-Geschichte" - ganz im Geiste der Lichter und der
endgültigen Erleuchtung:
Ein Telefonat am 3. Dezember 2007:
"Anwaltskanzlei Padlowski. Spreche ich
mit Herrn Johannes Goerz?"
"Ja, der bin ich."
"Moment bitte, ich verbinde."
"Padlowski!"
"Charly???"
"Nein, David. Sein Sohn. Vater ist
letztes Jahr gestorben."
"Oh, das tut mir leid. Wir waren uns
einmal eine kurze Zeit als Gymnasiasten sehr nahe. Dann haben wir uns aber
komplett aus den Augen verloren..."
"Ja ich kenne die Geschichte gut. Vater
hat uns während beinahe unserer ganzen Kindheit bei Tisch immer wieder mit dem
Shylock-Monolog genervt. Heute fange ich an zu weinen, wenn ich daran denken
muss. Er hat es uns als Beispiel besonderer Zivil-Courage dargestellt, dass
ausgerechnet ein Deutscher Knabe, der ausgesehen habe wie ein Hitler-Junge, ihn
zu dieser Aufführung überredet hatte. Ich nehme an, der Hitler-Junge waren
Sie?"
"Wieso ist Charly so früh gestorben? Die
Geisel Krebs?"
"Die Ärzte konnten uns das auch nicht so
genau sagen. Tatsache war, dass er seit Mitte der 80er unter erheblichen
psychischen Problemen litt. Am Ende waren es aber irgendwie alle inneren
Organe. Die Ärzte nannten es das Metabolische Syndrom."
Johannes atmete am anderen Ende der Leitung
tief ein und aus.
"Der Grund meines Anrufs, Herr Goerz,
ist, dass unsere Kanzlei ein jüdisches Legat für Sie bewahrt, das an Chanukka
2007, also übermorgen quasi beim Entzünden der ersten Kerze ausgehändigt werden
soll."
"Ein Legat? Ein Vermächtnis? Eines
Juden?"
"Vater hat uns - mein Bruder Samuel und
ich führen heute die Kanzlei - noch auf dem Sterbebett in die Pflicht genommen,
diese Aufgabe mit besonderer Sorgfalt zu versehen. So merkwürdig sich die
begleitenden Anweisungen auch ausmachen würden. Wir sollen Ihnen das Legat im
Beisein eines Vertreters der Israelischen Regierung übergeben, der den
Übergabepunkt festlegt. Er wollte nicht in die Kanzlei kommen, sondern möchte,
dass wir uns am 5. Dezember um 11 Uhr vor der neuen Synagoge am Jakobsplatz
treffen. Wäre das in Ordnung für Sie?"
"Ja, kein Problem. Mehr wollen Sie mir
dazu offenbar nicht sagen?"
"Mehr darf ich Ihnen, meinen Anweisungen zu Folge, nicht sagen. Ich könnte
es aber auch nicht. Die Angelegenheit ist auch für mich - verzeihen Sie den
Ausdruck - ein wenig kryptisch."
Zwei Tage später hatte Johannes trotz der
vielen Menschen auf dem Jakobsplatz kein Problem, die beiden Männer ausfindig
zu machen. David Padlowski sah wie die Twen-Variante von Charly, und sein
Begleiter wie ein typischer Schattenmann aus. Er eilte mit ausgestreckten Armen
auf David zu und schämte sich seiner feuchten Augen nicht, als er beide Männer
begrüßte:
"Verzeihen Sie David, aber Sie sehen ihm
so ähnlich. Ich hoffe doch sehr, er war mächtig stolz auf Sie!"
"Charon Hanegby", stellte sich der
andere Mann- im Alter von David - etwas schroff vor. Er war wohl indigniert,
weil ihn Johannes nicht gleich in seine herzliche Begrüßung eingeschlossen
hatte.
"Vielleicht gehen wir ein wenig um den
Komplex herum", forderte Hanegby mit einer ausladenden Armbewegung auf,
als sei er der Kurator von Synagoge und Museum.
"Ich habe das Treffen an diesem Ort
gewählt, weil er für uns ein Symbol ist, wie weit wir es wieder zu einem
Miteinander gebracht haben. Gleich werde ich Ihnen einiges aus einer anderen
Gegenwart und einer anderen Vergangenheit erzählen, das deutlich macht, wie
fragil das alles aber auch in Wirklichkeit immer sein wird."
Hanegby machte eine Pause, in der er ganz nah
an Johannes heranrückte und ihm obwohl deutlich kleiner, fest die Hand unter
die linke Achsel schob. Weniger freundschaftlich, als offenbar um ihn
symbolisch am Weglaufen zu hindern. Dann fuhr er fast bedrohlich flüsternd
fort:
"Ich bin der dienstliche Bruder von
einem Mann, den Sie vor zwei Jahren fast enttarnt hätten. So wie ich der Bruder
von drei Dutzend Männern und Frauen bin, mit denen ich aufwuchs, damit wir auf
diversen Lebenslinien ähnliche Aufgaben erfüllen. Die zwei deutschen Taliban-Kämpfer
aus dem Dunstkreis der Neuulmer „Akademie des Islam“ – ADI – hätten ohne meine Geschwister
nicht aufgespürt werden können. Ihr Freund Peter Kühn war so eifrig dabei,
heraus zu finden, wer ‚Ihr Karim' war, dass wir ihm nur durch Berufung in ein
internationales Gremium und die damit verbundene Beförderung eine Art
Kontaktsperre zu Ihnen verordnen konnten. Er ist ganz versessen drauf, Sie bald
wieder sprechen zu dürfen. Vor allem möchte er gerne wissen, was Sie als
Skin-Head verkleidet vergangenen Mai in Kaiserslautern gewollt haben. -
Überhaupt wird das Interesse an Ihrer Person in gewissen Kreisen nicht
wesentlich nachlassen, wenn Sie sich entschließen, von dem Legat Gebrauch zu
machen."
Johannes hatte das Gehörte in den Sinnen
derart sensibilisiert, dass sich ihm im Unterbewusstsein während der ersten
Umrundung von Synagoge und Museum, erstmals die architektonische
Meisterleistung dieses im Vorfeld so gescholtenen Ensembles erschloss. Johannes
hatte zuvor immer gedacht, der historische Jakobsplatz brauche eine harmonische
Lösung. Vielleicht hatte das unterschwellig Bedrohliche von Hanegbys Eröffnung
auch zu der Erkenntnis geführt, dass diese grandiose Störung der Perspektive
die Aufgabe des ewigen Mahnens am besten erfülle. Er drehte sich - David quasi
ausschließend - so in den Mann hinein, dass er fest in dessen Augen hinunter
schauen konnte.
"Sie könne mir keine Angst mehr machen.
Charon! Ich war schon halb über den Styx und seit dem trage ich die beiden
Goldstücke für Ihren Obulus immer bei mir. Bis jetzt weiß ich noch gar nichts
über dieses ominöse Legat, aber ich ahne, dass wir uns schon einmal begenet
sind, als Sie noch ein Knabe waren."
"Ja, deshalb sind wir hier",
brachte sich David Padlowski, dem die Spannung zwischen den beiden Männer sichtliches
Unbehagen bereitete, wieder ins Spiel.
"Erinnern Sie sich an Moss
Mausele?", herrschte ihn Hangeby an.
"So eine Frage! Der Mann hat mir das
Leben gerettet. Er war nicht nur unser Hausarzt, sondern in meiner Jugend der
vielleicht einzige wahre Freund, den ich hatte. Als moralische und pädagogische
Instanz wirkt er aber auch bis heute auf mich ein. Er hat mich in dieser
schweren Zeit vermutlich mehr geprägt als mein eigener Vater. Ohne ihn hätte
ich mich mit dem erwachsen Werden noch schwerer getan. Meinen beiden einzigen
großen Lieben hatte er sogar noch die Pille verschrieben, ehe er nach Israel in
den Ruhestand ging... Ich e r i n n e r
e mich nicht bloß an ihn - er ist Teil meines Denkens."
"Es ist sehr, sehr erfreulich, das zu
hören. Versuchen Sie das eben Gesagte noch einen Moment festzuhalten. Moses
Mausele war von Geburt ein deutscher Jude, aus politischen Gründen ein
amerikanischer Arzt und aus Überzeugung einer der wichtigsten
Nachrichtendienstler, den Israel in Deutschland während des kalten Krieges
hatte. Seine Positionierung als Hausarzt in der Nachbarschaft eines derart
nachrichtenträchtigen Gemeinwesens und noch dazu im Zentrum des Bogenhausener
Geldadels, war so perfekt, dass selbst die Amerikaner erst nach seinem Tod
durch dieses ominöse Legat von der wahren Bedeutung Mauseles erfuhren. Da der
kinderlose Dr. Mausele auch noch in Israel seine amerikanische
Staatsbürgerschaft nicht aufgegeben hatte, hätte dessen Nachlass im Prinzip den
Vereinigten Staaten zugestanden. Auch Israel gedachte in Anbetracht seiner
unschätzbaren Tätigkeit das Erbe von Dr. Mausele anzutreten. Beide Seiten waren
daher sehr überrascht, von der Kanzlei Ihres ehemaligen Schulkameraden
Padlowski informiert zu werden, dass das Legat erst nach genau dreißig Jahren
und nach Deutschem Recht ausgerechnet einem Deutschen zugänglich gemacht werden
sollte. Maßnahmen bei plötzlichem natürlichem oder gar gewaltsamem Tod des
Empfängers seien ergriffen worden, hieß es in der Benachrichtigung. Bis heute
rätseln die besten Dienste der Welt also, wieso Dr. Mausele ausgerechnet Sie
bedacht hatte. Es wäre schön, wenn Sie uns - ich spreche hier auch für unsere
amerikanischen Freunde - Klarheit verschaffen könnten, nachdem Sie gelesen
haben, was er Ihnen geschrieben hat. Ich darf Ihnen versichern, dass es hier
nicht um Geld geht, das Ihnen möglicher Weise auch hinterlassen wurde, sondern
um die persönlichen Aufzeichnungen, Tagebücher, Mikrofilme und dergleichen, die
in seiner Hinterlassenschaft nicht aufzufinden waren. - Bitte David!..."
"…Was, hier? Mitten auf dem Platz, wo
alle zusehen können? Lassen Sie uns doch wenigstens in den Coffee-Shop in der
Schrannenhalle gehen, da ist es jetzt noch leer und man ist nicht derart auf
dem Präsentierteller."
Die Schrannenhalle war an jenem Vormittag
wirklich nicht sonderlich frequentiert. Sie fanden mühelos ein ruhiges Plätzchen, und nach dem
jeder eine kleine Bestellung aufgegeben und das Bestellte erhalten hatte, holte
David Padlowski vorbereitete Schreiben und einen wattierten Umschlag heraus:
"Johannes, Walter Goerz, geboren am 5. April 1947 ich bin mit Urkunde vom 22.
November.1977 als Vertreter der Anwaltskanzlei Padlowski beauftragt, ihnen das
Legat des amerikanischen Staatsbürgers Moses, Jehuda Mausele, geboren am 12.
Februar 1906 in München, verstorben am 5. Dezember 1977 in Jaffa,
auszuhändigen. - Bitte weisen Sie sich aus.
Nachdem Sie sich mir gegenüber im Beisein des
Israelischen Regierungsbeauftragten Charon Hanegby, der sich ebenfalls durch
Vorlage seines Dienstausweises legitimiert hat, ausgewiesen haben, übergebe ich
Ihnen das Legat in einem zweifach versiegelten Umschlag. Bitte quittieren Sie
hier, nachdem Sie sich von der Unversehrtheit beider Siegel überzeugt
haben."
Johannes spürte wieder einmal eine Panik in
sich aufsteigen. Der Umschlag mit handschriftlichen Daten und deutlich
unversehrten Siegelbändern sah gar nicht nach dreißig Jahren aus, aber er hatte
die Zeit vermutlich sorgsam verwahrt in einem Banksafe verbracht.
Er erbrach die Siegel und förderte einen
ebenfalls versiegelten Brief und ein winziges, edel aussehendes Etui zu Tage.
Das Etui ließ er aus einem Impuls heraus, sofort in seiner Westentasche
verschwinden.
"Würden die Herren mich vielleicht für
einen Moment alleine lassen, damit ich den hier lesen kann?" Johannes wäre
gar nicht auf die Idee gekommen, den Brief erst zu Hause zu lesen - so
geschickt und suggestiv hatte ihn Hanegby bereits konditioniert.
Die beiden marschierten zur Bar, wo Padlowski
offenbar schon mal zahlte, denn er hatte den Bon dabei.
Johannes öffnete den Umschlag, in dem sich
nur ein handschriftliches Blatt fand und
begann zu lesen:
Lieber
Johannes!
Du bist noch
am Leben und ich bin seit dreißig Jahren tot. Das wird Dir alles schon
wundersam genug vorkommen. Deshalb war mir bei meinen Überlegungen vor allem
eines wichtig: Du musst begreifen, wie bedeutend unsere Gespräche auch für mich
waren. Wenn ich einen Sohn gehabt hätte, wäre ich dankbar gewesen, er wäre so
leidenschaftlich und leidensfähig gewesen wie Du - und so voller Talente...
Es war für
mich sehr befriedigend, über die Kanäle, die mir auch in Israel noch zur
Verfügung standen, Deine ersten Erfolge als Autor mit zu erleben. Die
Schilderung Deiner Gefühle zum Attentat in dem Olympia-Buch von 1972 - das war
ergreifend.
Nun ist der
Terror bitterer Alltag, und ich schäme mich nicht, dass ich zu seiner
Bekämpfung Dinge ersonnen habe, die eines Arztes, der ja Leben bewaren und
schützen sollte, vielleicht unwürdig sind. Ich habe in einem Containerdorf auf
den Westbanks – also am westlichen Hochufer des Jordantales und nicht weit vom
Negev ein Waisenhaus für Kinder verschiedenster Nationen und Rassen gegründet,
die durch Kriege oder Terror alle Eltern und Verwandte verloren hatten. Wenn
meine moralisch sicher fragwürdige Idee verwirklicht wurde, dann sind sie in
dem Moment, da Du dies liest, zu den wohl wirkungsvollsten Waffen im Kampf
gegen den Terrorismus heran gereift…
Mehr wirst Du
erfahren, wenn Du das Schließfach zu dem Du den Schlüssel im beiliegenden Etui
findest, durchgesehen hast. Ich empfehle, den Inhalt zu Deiner eigenen Sicherheit,
nie aus dem Tresorraum mitzunehmen. Dein Identifizierungscode entspricht dem
Rhesusfaktor Deiner sehr seltenen Blutgruppe in Kombination zu der Jahreszahl,
in dem Du Deinem Ungeheuer erstmals begegnet bist.
Ich habe -
damit Du frei von wirtschaftlicher Not - wie ein historischer Forscher ohne den
Zwang "publish or perish" arbeiten kannst, 300 000 Schweizer Franken
festverzinslich für Dich angelegt. Das Kredit-Institut findest Du in Zürich am
Limmat-Kai unter der Nummer, die der Zahl der Yards entspricht, die ich bei
meiner allerersten Prüfung in Harvard zu bewältigen hatte. Dreißig Jahre – wenn
die Welt überhaupt noch halbwegs so ist, wie ich sie verlassen habe - sind eine lange Zeit mit Personalwechsel,
Umzügen und neuen technologische Errungenschaften. Was nach dem zweiten
Weltkrieg teilweise mit jüdischem Vermögen in Schweizer Bankhäusern passierte,
ist ja nicht nur Spekulation. Ich hoffe, es klappt alles.
Ansonsten: "Use
your skills!" Weißt Du noch, wie
ich Dir diesen Spruch übersetzen sollte? Ich hoffe sehr, Du hast ihn immer
befolgt.
Dein Arzt und
Freund
Moses Mausele
Als er zu den beiden Männern an
der Kaffee-Bar schaute, liefen ihm die Tränen herunter.
"Ich muss hier raus. Ich bekomme keine
Luft mehr."
Die beiden flankierten ihn zum Ausgang. Draußen
machte er sich schwer atmend los. Dann fiel sein Blick auf die Schlange, die
sich auf der anderen Straßenseite vor dem Brotreste-Laden der Hofpfisterei
gebildet hatte.
"Ich muss aus dieser Geschichte
raus!" rief er. Dann lief er - ohne rechts und links zu gucken - über die
Straße. Um ein Haar wäre er auch noch überfahren worden. Hanegby und Padlowski
schauten sich ratlos an, als er begann, auf einen Mann gleicher Statur nur ärmlicher
aussehend, wild gestikulierend einzureden. Doch schon nach wenigen Augenblicken
war von ihrem Standort aus in der unordentlichen Menschenschlange nicht mehr zu
erkennen, welcher der eine oder der andere
war.
E N D E
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